Konzept Kindergarten: Unsere pädagogische Arbeit ist uns wichtig
Wir möchten den Kindern positive Erfahrungen im Kindergartenalltag ermöglichen, in dem sich gesundes Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl entwickeln kann. Wir wollen Ihrem Kind dabei behilflich sein, Platz und Rolle in der Gruppe zu finden und zu festigen.
Aus dieser harmonischen Atmosphäre resultieren eigene und gegenseitige Akzeptanz und Sicherheit. Die Kinder erleben das stärkende Gefühl des Zusammenstehens und miteinander Schaffens.
Die Vermittlung von Werten wie „Soziales Lernen, Friedenserziehung, Gleich-berechtigung, kritisches Konsumverhalten, Umwelt- und Naturbewusstsein und gesundheitliche Erziehung“ sind unsere wichtigsten Anliegen. Durch unseren demokratischen Erziehungsstil fördern wir vor allem Selbst- und Mitverantwortung, Selbständigkeit, Durchsetzungsvermögen und konstruktive Konfliktfähigkeit.
Kreatives Tun und Gestalten erhält aufgrund der elementaren Lebensäußerung einen hohen Stellenwert in unserer Erziehung. Die Realisierung dieser Ziele erfolgt durch Einzelfallhilfe, Angebote von gezieltem, gruppenorientierten Beschäftigungen und besonderen gemeinsamen Aktivitäten.
Maria Montessori
Mit dieser Arbeit – es ist die Abschlussarbeit aus der Montessori-Ausbildung einer unserer Daxberger Erzieherinnen – möchten wir all diejenigen erwachsenen Menschen ansprechen, die sich für eine Pädagogik interessieren, die schon vor einem halben Jahrhundert eine Reform ausgelöst hat und heute noch Aktualität besitzt.
Maria Montessori hat 1946 in einer Rede gesagt: „Es gibt viele Fehler im Benehmen der Kinder, welche die Leute korrigieren wollen. Bei kleinen Kindern nennt man dieses besondere moralische Benehmen „Unartigkeit““.
Die Kinder heutzutage sind nicht „böse“, sie sind schwierig bzw. werden immer schwieriger. Aber es sind doch auch keine anderen Menschen als früher. Hat sich etwas im individuellen Innern der Kinder verändert? Nein, es ist die Welt um die Kinder herum, die sie oft negativ beeinflußt. Wir sollten für die Kinder bessere Bedingungen herstellen, nicht materiell sondern ideell, um optimale Voraussetzungen für ihre „gesunde“ Entwicklung zu schaffen.
Deshalb kann es eine Bereicherung für jeden Erzieher (Eltern, Pädagogen usw.) sein, sich an der Pädagogik Maria Montessoris zu orientieren.
Warum gerade die Montessori Pädagogik
Wer war Maria Montessori? Welche Frau war es, deren Lebenswerk noch heute weltweite Aufmerksamkeit findet?
Maria Montessori wurde am 31.08.1870 in Chiaravalle, in der Provinz Ancona, geboren. Sie wuchs in einem bürgerlichen Elternhaus auf (Vater war ein hoher italienischer Staatsbeamter, Mutter stammte aus einer altitalienischen Gelehrtenfamilie), das sie zielsicher genug machte, um ihr Leben engagiert und selbstbewußt zu gestalten.
Nach der Grundschule setzte sie mit Beharrlichkeit durch, daß sie eine Schule für Jungen besuchen durfte. Schon damals entwickelte sie ein leidenschaftliches Interesse für Mathematik.
Montessoris eigenwilliger Weg setzte sich fort mit dem Medizinstudium, welches sie mit Promotion als erste Frau Italiens im Jahre 1896 abschloß. Im selben Jahr vertritt die engagierte und charmante Ärztin die italienische Frauenbewegung in Berlin.
Aufgrund eines Schlüsselerlebnisses in einer psychiatrischen Klinik, die sie aufgrund ihrer Arzttätigkeit öfters besuchte, sah Maria Montessori zufällig, wie die sogenannten „schwachsinnigen“ Kinder nach dem Essen die auf dem Boden liegenden Brotkrumen suchten und sie zu Formen kneteten. Montessori stellte fest, daß die Kinder keinerlei Anregung bekamen, ihre Umgebung trostlos war und sie nichts zum Spielen hatten. Hier erkannte die damalige Kinderärztin die Notwendigkeit gezielter pädagogischer Förderung. Dieser Augenblick kann man auch als die Geburtsstunde der Montessoripädagogik bezeichnen.
Maria Montessori entwirft ein pädagogisches Förderprogramm, nachdem sie die Werke zweier bedeutender französischer Ärzte studiert hatte (Itard und Seguin, zwei Psychiater, die sich hauptsächlich der Erziehung schwachsinniger Kinder widmeten).
Nachdem die Ärztin bei behinderten Kindern beachtliche Erfolge verzeichnen konnte, dachte sie darüber nach, die gewonnenen Erkenntnisse auch bei der Erziehung normal entwickelter Kinder zu nutzen. Sie entschloß sich, ein Zweitstudium in Pädagogik zu beginnen, vor allem setzte sie sich mit der Anthropologie auseinander.
Während der Arbeit in einem psychiatrischen Institut (unter anderem bildete sie auch Lehrer aus) begann sie ihre besondere Pädagogik in Vorträgen und Seminaren zu formulieren. Hier machte sie praktische Erfahrungen mit den Übungsmaterialien von Seguin (franz. Psychiater). Die umfassend gebildete Hochschullehrerin entwickelte eine neue Methode zum Schreiben und Lesen lernen. Dieses Material, welches sie auch bei nichtbehinderten Kindern anbot, war der Grundstein für das Montessorimaterial und die Methode.
Maria Montessori eröffnete im Jahre 1907 das erste „Casa dei Bambini“ in Rom, sie ließ dieses Kinderhaus mit speziellen Möbeln und sensomotorischem Material ausstatten. Im Widerspruch zur damaligen theoretischen Auffassung hatte die Pädagogin beachtliche Erfolge. Die sozial benachteiligten Kinder entwickelten sehr rasch ein positives soziales Verhalten. Maria Montessori spricht hier von „Normalisation“ der Kinder, d.h. von einer Wiederherstellung der wahren positiven Möglichkeiten, über die die Kinder von Natur aus verfügen. Gerade in diesen slum-ähnlichen Wohnverhältnissen der Kinder und durch unangemessene Behandlung der Erwachsenen werden Möglichkeiten der Kinder verbogen. Die Pädagogin spricht hier von „Deviation“.
Von nun an will sich Maria Montessori ausschließlich der Weiterentwicklung ihrer pädagogischen Ideen widmen. Sie beschrieb ihre erfolgreichen Methoden in ihrem ersten Buch „Selbsttätige Erziehung im frühen Kindesalter“. Durch zahlreiche Vorträge, Publikationen, Kongresse, nationale und internationale Kurse breitete sich ihre Konzeption in zahlreichen Ländern der Welt aus.
Maria Montessori war im ständigen Weiterentwickeln und Erproben ihrer Pädagogik. Nachdem sie für die Primar- und Sekundarstufe neue Akzente für die Gestaltung entworfen hat, widmete sie sich in den 30er Jahren immer wieder der „Erziehung zum Frieden“. Sie entwickelte hier ihr Konzept zur „kosmischen Erziehung“, das trotz ihres religiösen Gedankengutes überkonfessionell ausgerichtet ist.
Maria Montessori war auch während des 2. Weltkrieges unermüdlich tätig (z. B. in Indien). Als sie 1946 wieder nach Europa zurückkehrte, gründete sie viele weitere neue Montessori-Einrichtungen. Sie wurde international geehrt und für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Am 06.05.1952 starb Maria Montessori in Nordwijk aan Zee.
Gerade am Ende ihres Lebens war es Maria Montessori wichtig, den selbst von ihr gebrauchten Begriff von „Methode“ in Frage zu stellen. Nicht die neue Erziehungsmethode, die sie entwickelt hat sei ihre Lebensleistung, sondern es müsse vielmehr um eine umfassende Förderung menschlicher Personalität gehen.
Das Kind ein Individuum
Jeder Mensch ist für Maria Montessori ein einmaliges, unverwechselbares Individuum. Sie spricht in diesem Zusammenhang auch davon, daß der Mensch nicht nur ein Exemplar der Gattung ist, auch nicht ein Kunstwerk der Natur, sondern ein einmaliges Geschöpf Gottes. Die Kräfte, die im Kind wirksam sind, sind für Maria Montessori letztendlich göttliche Kräfte.
Maria Montessori hatte durch ihre umfassende Arbeit Erkenntnisse gewonnen, die hohe Anforderungen an den Erzieher stellen.
- Was sollten wir von der Anthropologie des Kindes wissen?Der Mensch ist für Maria Montessori ein personales Wesen. Diese Personalität, welche allen Menschen eigen ist, ist unabhängig von ihrer Rasse, Kultur, Religion und Geschlecht und unterteilt sich in Individualität und Sozialität.Maria Montessori setzt dahingehend Akzente, daß bis zum Ende der Kindheit (12 Jahre) die Förderung der Individualität im Vordergrund steht, danach im jugendlichen Alter, die Sozialität, besonders die Förderung in Hinblick auf kosmische und gesellschaftliche Dimensionen.
Welche Verantwortung hat der Erwachsene für das Kind von der Zeugung bis zur Geburt?
Die Medizinerin hat sich natürlich mit dem Prozeß beschäftigt, wie Leben entsteht. Sie beschreibt präzise den Vorgang, wie sich aus einer einfachen Keimzelle (entstanden aus der Verschmelzung zweier Zellen) durch Teilung ein sehr komplizierter Organismus entwickelt.
Sie sprach immer wieder von einem „geheimen inneren Bauplan“, der der Entwicklung des Lebens zugrunde liegt. Der Embryo entfaltet sich nach einem biologischen Plan, der nicht starr und schematisch ist. Es ist ein ganzheitlicher Gestaltungsprozeß, der sich nach den Anlagen (schöpferischen Potentialen) und der Umwelt vollzieht. Maria Montessori glaubt, daß das Kind ein aktives Seelenleben schon seit der Zeugung besitzt. Deshalb spricht sie auch von einer pädagogischen Verantwortung der Erwachsenen gegenüber dem ungeborenen Kind. Denn das Kind „lernt“ bereits im Mutterleib, durch seine Sinne reagiert es auf „Reize“ von außen.
Die Geburt – ein Trauma?
Maria Montessori schreibt: „Das Kind, das den Mutterleib verläßt, tritt nicht in eine natürliche Umwelt ein, sondern in die Umwelt der Zivilisation, in der sich das Leben der Erwachsenen abspielt, es ist eine außernatürliche Umwelt.
Dieser Augenblick der Geburt ist für das Kind ein radikaler Übergang von einem Reich der Stille in eine Welt mit lauten Geräuschen, Licht und Schrecken, die für den Säugling brutal sein muß. Dieser Übergang, muss durch eine sanfte Geburtshilfe und eine liebevolle Mutter so rücksichtsvoll wie möglich geschehen, um dem Kind ein nachhaltiges Trauma zu ersparen.
Maria Montessori hatte durch ihre umfassende Arbeit Erkenntnisse gewonnen, die hohe Anforderungen an den Erzieher stellen.
- Besitzt das kleine Kind von Anfang an ein psychisches Leben? Der Embryo benötigt Unterstützung für seine seelisch-geistige Entwicklung!In der Literatur Maria Montessoris liest man oft von dem „geistigen Embryo“, sie spricht hier das Seelenleben des Kindes an, welches über einen „geheimen inneren Bauplan der Seele verfügt“. Sie schreibt, daß der Mensch in der Natur eine Sonderstellung einnimmt; denn im Vergleich zur Tierwelt ist der Mensch arm an Instinkten, er ist nicht von seinen Anlagen abhängig, sondern er verfügt über „Potentialitäten“, welche sich auf Kosten der Umwelt entfalten müssen.
Das Kind muß den Charakter seiner Umwelt annehmen, es muß Verhaltensweisen erst erlernen, die nötig sind, um zu überleben und sich weiterzuentwickeln.
Sie spricht hier von zwei Phasen: zum einen von der „pränatalen“ Embryonalzeit, welche beim Kind neun Monate dauert und der postnatalen Embryonalzeit, die ungefähr zwei Jahre dauert. Während der Embryo im Mutterleib Schutz und Geborgenheit braucht, bedarf der geistige Embryo einer Umgebung, die sinnvolle Reize und Anregung bietet, damit sich das kleine Kind gut entwickeln kann.
Im Gegensatz zum Erwachsenen eignet sich das Kind nicht Wissen durch Intelligenz an, sondern allein dadurch, daß es lebt!
Kinder erleben sehr intensiv ihre Umwelt, sie leben mit allen Sinnen, sind neugierig, aufnahme- und anpassungsfähig, sie lernen und erleben ganzheitlich. Das Kind lernt, indem es lebt. Die Eindrücke, die auf das Kind einwirken, dringen in dessen Geist ein und formen es. Maria Montessori spricht hier vom „absorbierenden Geist“, das bedeutet, das Kind inkarniert die Eindrücke seiner Umgebung. Es ist eine privilegierte Geistesform, die für uns Erwachsene schwer zu begreifen ist.
Gerade deshalb ist es wichtig, das Kind in seiner ersten Periode der Entwicklung dahingehend zu unterstützen, seinen Charakter zu bilden. Wir dürfen ihnen nicht mehr unsere Ideen, Taten und Worte aufdrängen, wir dürfen ihnen keine Hindernisse in den Weg stellen. Vielmehr müssen wir den Kindern eine verständnisvolle und anregende Umgebung schaffen, um ihnen die Möglichkeit zu lassen, mit Hilfe ihres „absorbierenden Geistes“ ganzheitlich zu lernen. Das Kind saugt diese Eindrücke wie ein „Schwamm“ auf und speichert diese unbewußt. Es arbeitet lange Zeit im „Geheimen“ an seiner Entwicklung, wie beispielsweise dem Erwerb der Muttersprache. Das Kind nimmt unbewußt alle Wörter auf und mit etwa 3 Jahren kommt es zu einer wahren „Explosion“: das Kind kann z. B. richtige Sätze bilden, kennt viele Begriffe und beherrscht die wichtigsten grammatikalischen Regeln.
Wir Erwachsenen müssen den Kindern die Gelegenheit geben, die „sensiblen Phasen“ zu nutzen.
Fällt es uns nicht auf, beim Beobachten kleiner Kinder, daß sie zu bestimmten Zeiten besonders offen und interessiert sind?
Maria Montessori bringt gerade dieser Zeit zwischen 0 und 6 Jahren große Beachtung entgegen. Sie nennt diese Zeiten „sensible Phasen“, abgeleitet von einer biologischen Entsprechung, die besagt, daß Tiere besondere Empfänglichkeitsperioden besitzen. Maria Montessori entdeckte, daß dieselben „sensiblen Perioden“ auch bei Kindern festzustellen waren.
Die Kinder besitzen für eine bestimmte Dauer eine besondere Empfänglichkeit, um bestimmte Fähigkeiten zu entwickeln. Ist dies geschehen, klingt die betreffende Empfänglichkeit wieder ab.
Gerade aus dem Wissen um diese Empfänglichkeitsperioden, leitet Maria Montessori ihre pädagogischen Prinzipien ab.
Die „innere Empfänglichkeit“ bestimmt, was das Kind im Moment aufnehmen will und kann. Sie ist es, welche die Kinder auf gewisse Dinge achten läßt und auf andere nicht. Wie ein Scheinwerfer wird ein Teil der kindlichen Seele erhellt. Das Kind entwickelt eine besondere Fähigkeit, Dinge mit Lust und Leichtigkeit zu lernen.
Zu einem anderen Zeitpunkt würde es das Gleiche mit sehr viel mehr Mühe, willentlicher Anstrengung und weniger Freude erlernen.
Wird auf das Kind in den entsprechenden „sensiblen Phasen“ aufmerksam eingegangen, stellt sich ein aktives, zufriedenes Verhalten ein. Natürlich ist damit nicht gemeint, alle Wünsche des Kindes zu erfüllen. Vielmehr sollte dem Kind die Möglichkeit zur Eigenaktivität und Selbsttätigkeit gegeben werden.
Maria Montessori beobachtete in den ersten 3 Lebensjahren „sensible Phasen“ für die Bewegung, den Spracherwerb und für Ordnung.
Ganz wichtig ist, daß der Zeitpunkt für das Auftreten einer sensiblen Phase beim einzelnen Kind nicht vorhersehbar ist. Jedes Kind hat seine eigene Zeit.
Die vor allem in den ersten Lebensjahren zuzuordnende „sensible Phase der Bewegung“ drückt sich im unermüdlichen Bewegungsdrang der Kinder aus. Aber auch ein grundlegendes Bedürfnis nach richtiger Bewegungskoordination ist vorhanden. Denkt man an das Laufenlernen: das Kind übt unablässig bis es letztendlich selbständig und unabhängig vom Erwachsenen die ersten Schritte wagt.
Wie schon erwähnt, lernt das Kind mit Hilfe des „absorbierenden Geistes“ und der entsprechenden sensiblen Periode, scheinbar ohne bewußte Willensanstrengung, seine Muttersprache in den ersten 3 Lebensjahren.
Maria Montessori stellte fest, daß Kinder im Alter von etwa 2 Jahren eine ausgeprägte Liebe für Ordnung haben. Nicht nur die räumliche Ordnung ist damit gemeint, sondern auch beispielsweise eine verläßliche Ordnung im Tagesablauf und in der Beziehung zu seiner Bezugsperson. Denn gerade Klarheit bezüglich des Raumes und des Materials, der Zeit und der Personen geben dem Kind den nötigen Halt, Sicherheit und Orientierung, die wichtig für seine gesunde Entwicklung sind.
- Müssen wir dem Kind seiner Entwicklungsperiode entsprechend Raum geben, um sich zu entfalten?Eine grundlegende Erkenntnis, die Maria Montessori gewann, um ihrer Pädagogik die nötigen Voraussetzungen zu schaffen, ist, daß wir als Erwachsene den Kindern den seiner Entwicklungsphase entsprechenden Raum geben müssen, um sich zu entfalten.Sie beschreibt in ihrem Buch (Kinder sind anders), daß es die erste dringende Aufgabe der Erziehung sein müßte, das Kind, welches ein „verborgener Mensch“, ein „unbekanntes Wesen“ ist, zu befreien. Das verborgene im Wesen des Kindes, seine wahren Charakterzüge werden oft durch die Umwelt verdeckt. Deshalb sollte es unsere Aufgabe sein, dem Kind eine offene Umwelt zu bieten, die ihm alle Hindernisse (auch uns Erwachsene) auf ein Mindestmaß reduziert. So wird sich die kindliche Seele offenbaren können und das Kind zur Selbständigkeit heranreifen können.
Die gesamte Erziehung orientiert sich an vier Entwicklungsstufen!
Maria Montessori unterscheidet vier verschiedene Entwicklungsstufen des Kindes, an denen sich unsere Erziehung ausrichten sollte.
Die erste Stufe im Alter von der Geburt bis zum sechsten Lebensjahr, nennt sie die schöpferische Periode. Dies ist die Zeit des unbewußten, sinnlichen Lernens. Das Kind will in dieser Zeit unabhängig und selbständig werden und Dinge alleine machen können. Gerade in dieser Phase ist für uns Erwachsene die eigene Ungeduld ausschlaggebend, dem Kind Hilfen anzubieten, die es nicht will. „Hilf mir, es selbst zu tun“ ist besonders in dieser schöpferischen Periode von allergrößter Bedeutung. Denn das Kind will und soll in Freiheit handeln dürfen. Es lernt sich selbst zu helfen, es lernt konzentriert zu arbeiten, das Kind will lernen, es will etwas tun dürfen.
In der Zeit vom sechsten bzw. siebten Lebensjahr bis zum zwölften Jahr erleben wir beim Kind eine völlige körperliche, geistige und seelische Veränderung. Die Zähne fallen aus, das Kind streckt sich körperlich, verändert sein Äußeres. Auch in seiner geistigen Entwicklung ist zu beobachten, daß sich das Denken vom Konkreten zum Abstrakten vollzieht, es stellt philosophische Fragen. In dieser Phase sollte der Erwachsene das Fundament schaffen, worauf sich seine moralische Orientierung aufbauen kann. Das Kind möchte alles auf das Gute und Absolute hin ausrichten. Wichtig ist hier auch, dem Kind die Möglichkeit zu geben, soziale Kontakte aufzubauen, denn das Sozialverhalten der Kinder äußert sich jetzt aktiv und bewußt.
Die dritte Phase, die Adoleszenz, umfaßt Jugendliche von zwölf bis achtzehn Jahren. Maria Montessori fordert für diese Zeit den Kindern eine „Ruhezeit“. Sie möchte den Kindern nicht allzuviel abverlangen, in der Schule wie auch in der Familie sollen die Kinder nicht eingeengt werden. Wir sollten Jugendlichen Freiheit und Eigenständigkeit ermöglichen und sie in ihrer persönlichen Würde achten.
Mit achtzehn Jahren sollte der junge Mensch eine nötige Reife besitzen, die er durch das Erleben aller vorherigen Stufen erlangt hat.
Das Erziehungsziel Maria Montessori ist der freie Mensch, der fähig ist, sein Leben selbst zu gestalten.
Prinzipien
Wir können diesen Prinzipien nur dann gerecht werden, wenn wir unser egozentrisches, nicht egoistisches Verhalten den Kindern gegenüber verlieren. Maria Montessori schreibt, daß der Erwachsene oft all das, was die Seele der Kinder angeht, nach seinen eigenen Maßstäben beurteilt; dies muß natürlich zu einem Unverständnis führen.
Wir dürfen das Kind nicht als ein leeres Wesen sehen. Wir brauchen das Kind nicht mit unseren Ideen und Gedanken a ufzufüllen. Das Kind ist nicht ohne innere Führung, wie wir Erwachsenen manchmal glauben. Wir sind nicht die Schöpfer der Kinder, denn sie sind Schöpfer ihrer selbst. Wir müssen das Kind in seiner Würde und Persönlichkeit achten!
In der Erziehung Maria Montessoris ist kennzeichnend, daß der Umgang von Kind und Erwachsenen nicht von „Oben“ nach „Unten“ geprägt ist. Oberstes Gebot für jeden Erzieher ist, daß wir die Würde und Persönlichkeit des Kindes achten. Denn nur so können die Lernangebote und Lerninhalte die wirklichen Bedürfnisse der Kinder erreichen.
Ein wesentliches Element der Montessori-Pädagogik ist, daß das Denken vom Kind ausgeht, was für uns bedeutet, die Kinder in ihrer Entwicklung nicht „fremdzusteuern“, wir müssen ihnen vielmehr partnerschaftliche Hilfe zur Selbsterziehung geben.
Maria Montessoris Hauptanliegen ist aber, das eigentliche Grundbedürfnis des Kindes nach Liebe und Angenommensein zu befriedigen. Das Kind kann sich nur dann optimal entfalten, wenn es sich bedingungslos angenommen und geliebt fühlt und in einer Umgebung leben kann, die es nicht unterdrückt, die ihm keine gewaltsamen und lenkenden Richtungen aufzeigt. Sondern eine Umwelt mit Erwachsenen, die ihm lediglich indirekte Hilfe zur Selbsterziehung geben.
Ist es notwendig, für eine neue oder veränderte Pädagogik zu plädieren?
Auf diese Frage muß mit „Ja“ geantwortet werden.
Der erste Schritt für „Montessori-Erwachsenen“ ist die Selbstvorbereitung. Maria Montessori versteht darunter, daß der Erwachsene von dem Glauben abweichen muß, zu wissen, wie das Kind ist, was es kann und wozu es fähig ist. Der Pädagoge muß daran glauben, daß sich das Kind selbst offenbart, daß sich der Geist des Kindes frei entfaltet.
Montessori-Gegner sprechen von einer Pädagogik ohne Pädagogen. Nein, denn gerade bei dieser Pädagogik müssen wir als Erzieher sehr engagiert sein. Maria Montessori charakterisiert die Montessori-Pädagogin so: „Tugenden und nicht Worte sind ihre höchste Vorbereitung“. Sie meint damit, daß der Erzieher dem Kind mit Ruhe, Geduld und Demut gegenüber treten soll. Der Pädagoge soll nicht nur die sensiblen Phasen in der kindlichen Entwicklung beachten, sondern er soll durch Beobachtung die wirklichen Bedürfnisse der Kinder herausfinden.
Ganz wichtig ist es Maria Montessori, daß der Erwachsene das Kind lieben soll, es soll eine disziplinierte Liebe sein, die mit Verstand angewandt wird. Ein Hauptfehler im Umgang mit Kindern ist der Zorn, denn nur eine verständnisvolle und liebevolle Zuwendung des Erwachsenen zum Kind führt zu einer gesunden Entwicklung.
„Hilf mir es selbst zu tun“, die Bitte eines Kindes an Maria Montessori ist die Devise ihrer Erziehung. Für uns Erwachsene ist oft die eigene Ungeduld oder der Blick auf die Uhr ausschlaggebend dafür, dem Kind Hilfen anzubieten. Maria Montessori ist der Meinung, daß unnötige Hilfe, so gut sie auch gemeint ist, das Kind in seiner Entwicklung behindert. Sie ist gegen direkte Hilfe, Kinder wollen Dinge selber machen. Deshalb ist wichtig, Kindern nur indirekte Hilfe anzubieten, die zur „Selbsthilfe“ führt. Das bedeutet, wir müssen den Kindern eine Umgebung vorbereiten und zur Verfügung stellen, die es ihnen erlaubt, sich selbst zu entwickeln.
Brauchen Kinder Freiheit?
Ein ganz zentrales Thema in der Montessori-Pädagogik ist die Möglichkeit zur freien Entscheidung. Wie schon erwähnt, soll den Kindern Freiheit zum eigenen Handeln gewährleistet werden. Das Kind, welches von Geburt an ein fähiges Wesen zur Aktivität und Spontanität ist, kann sich nur zu einer mündigen Persönlichkeit aufbauen, wenn es die Freiheit besitzt, sich selbst zu verwirklichen.
Auch ist es wichtig, in diesem Punkt auf die Freiheit der Zeit aufmerksam zu machen. „Laß mir Zeit“, eine wichtige Aussage, denn nur Kinder, die genügend Zeit für ihr eigenes Tempo zugebilligt bekommen, können die Fähigkeiten entwickeln, die ihrem Interesse und Entwicklungsstand entsprechen. Gerade in der heute so hektischen und schnellebigen Zeit, in der von uns Erwachsenen alles schnell erledigt werden muß, ist es wieder wichtig, sich darauf zu besinnen, daß gerade kleine Kinder sehr viel Zeit benötigen, um ihre Fähigkeiten ausprobieren zu können.
Wir müssen als Pädagogen Grundvoraussetzungen schaffen, um den Kindern positive „freiheitliche“ Erfahrungen zu vermitteln!
Diese Grundvoraussetzungen sind zum einen in der vorbereiteten Umgebung zu suchen, die wir Erwachsenen den Kindern schaffen sollen. Gerade die räumliche Ausstattung sollte neben dem selbstverständlich kindlichen Mobiliar eine Atmosphäre und Ausstattung wie in einer Familie besitzen. Natürlich muß auch noch genügend Raum zur Bewegung vorhanden sein, denn Unbeweglichkeit macht es dem Kind unmöglich, sich zu entfalten.
Maria Montessori forderte immer wieder, daß die vorbereitete Umgebung eine ganzheitliche Einheit sein soll, die für die Kinder eine Basis für die Freude am Entdecken und Experimentieren ist. Unter der vorbereiteten Umgebung darf man kein starres Raumkonzept verstehen, es soll eine lebendige Umgebung sein, die den Bedürfnissen der Kinder entsprechend mit Materialien und Anregungen ausgestattet ist.
Wichtig ist vor allem eine sinnvolle Auswahl an Materialien. Der Erzieher kann somit zum Gelingen der freien Wahl indirekt vorbereiten, indem er entsprechendes Material zur Verfügung stellt. Hier gilt die Devise: nicht Quantität, sondern Qualität ist entscheidend. Eine Überfrachtung des Raumes, überquellende Regale mit Material machen keinen Sinn. Denn durch eine Unmenge von Sinneseindrücken, die das Kind bei solch einem Überfluß aufnimmt, wird es keine innere Ruhe bzw. Ordnung finden, um das rechte zu wählen und in Freiheit zu arbeiten. Der Pädagoge kann dem Kind zu solcher Ordnung helfen, indem er das Kind in die besonderen Materialien einführt. Denn nur wenn die Materialien den Kindern bekannt und vertraut sind bzw. sie einen Aufforderungscharakter besitzen, wird sich das Kind frei entscheiden und mit Lust an die Arbeit gehen. Das Kind will seine Intelligenz entwickeln und lernen, seine Bewegungen zu präzisieren und zu kontrollieren und selbst Eindrücke aus seiner Umwelt entdecken, um somit selbständig und unabhängig zu werden. Deshalb ist es wichtig, daß das Material frei verfügbar ist. Das Kind hat die Möglichkeit, die Art und die Dauer der Beschäftigung selbst zu bestimmen, es muß nur die Aufgaben erledigen, für die es schon reif ist. Nur durch die freie Wahl der Arbeit und des Tempos kann verhindert werden, daß das Kind unter Zeitdruck gerät.
Freie Wahl bedeutet für Maria Montessori aber nicht, daß das Kind tun und lassen kann, was es möchte. Nein, denn die eigene Freiheit endet da, wo die Freiheit des anderen beginnt. Das Kind soll sich nicht mit allen Dingen nur flüchtig und sprunghaft beschäftigen, was meist aber nur dann vorkommt, wenn das Kind nicht die entsprechend „vorbereitete U mgebung“ vorfindet.
Abschließend zu diesem Punkt wäre noch zu erwähnen, daß die Kinder durch die Freiarbeit zur Konzentration kommen, die sich positiv auf die Gesamtpersönlichkeit des Kindes auswirkt. Die Kinder werden hier nicht zu Egoisten erzogen, wie so oft von Kritikern bemängelt wird. Maria Montessori formulierte einmal, daß durch die Annahme des eigenen Ich, durch Erfahren der eigenen Individualität das Selbstwertgefühl gestärkt wird. Dies ist die Grundvoraussetzung für soziales Verhalten. Denn nur wer sich selbst als Persönlichkeit anerkennt, kann diese Anerkennung auch anderen entgegen bringen.
Materialien
Die von Maria Montessori entwickelten didaktischen Materialien sind „Hilfsmittel“ um die Welt zu entdecken. Mit diesen Materialien kann das Kind selbständig und selbsttätig arbeiten, es lernt mit allen Sinnen, es begreift durch Greifen, was seinem Bewegungsdrang entgegenkommt. Diese Materialien sind systematisch aufgebaut, sie beziehen sich aufeinander und geben dem Kind dadurch Sicherheit. Der Schwierigkeitsgrad vergrößert sich allmählich, das Kind kann gewonnene Erfahrungen wiederfinden. Durch die in dem Material liegende Fehlerkontrolle kann sich das Kind selbst korrigieren, es ist unabhängig vom Erzieher und wird dadurch selbständig. Es entdeckt die Gesetzmäßigkeiten des Lebens durch selbständiges Lernen und spontane Aktivität.
Maria Montessori legte besonderen Wert darauf, daß die Materialien lediglich „Schlüssel zur Welt“ und nicht die Welt selbst seien. Die gute Pädagogin muß die natürliche Umgebung des Kindes mit all ihren Möglichkeiten „sinnvoll“ mit einbeziehen.
- Grundvoraussetzung für die Arbeit mit den Materialien ist die optimale Einführung durch den Erzieher!
Maria Montessori fordert vom Lehrer eine gute Materialkenntnis, die es ihm erlaubt, dem Kind die vorhandenen Materialien darzubieten. Es genügt nicht, Montessori-Materialien in den Raum zu stellen und abzuwarten. Vielmehr ist die richtige Einführung von allergrößter Bedeutung.Die Darbietung muß klar und eindeutig sein, wichtig dabei sind nicht viele Worte und Erklärungen des Lehrers, vielmehr hat das Material selbst seine eigene Sprache und ermöglicht dem Kind autodidaktisches, anschauliches Lernen.
Die Bewegungen des Lehrers müssen langsam und deutlich sein, es muß darauf geachtet werden, daß der Kontakt zwischen Kind und Material ungehindert ist.
Der Ablauf der Materialeinführung muß vollständig gezeigt werden, denn nur so kann das Kind selbständig die Tätigkeit übernehmen. Ist dies geschehen, so sollte sich der Erzieher entfernen und das Kind weiterhin beobachten.
Falls das Kind etwas falsch macht, darf es nicht getadelt und entmutigt werden, vielmehr sollte der Erzieher die Darbietung zu einem anderem Zeitpunkt wiederholen.
Natürlich soll ein Kind nie gezwungen werden, eine demonstrierte Darbietung zu wiederholen, es soll sich frei entscheiden, wann es damit arbeiten will.
Schließlich soll noch angemerkt werden, daß die Materialien entweder einem einzelnen Kind oder mehreren Kindern gleichzeitig dargeboten werden, jedoch hat die Einzellektion ein größeres Gewicht.
Vielleicht mag diese Art und Weise der Materialerfahrung für die Kinder eingeengt und steril erscheinen. Kritiker der Montessori-Pädagogik sprechen davon, daß durch die Arbeit mit dem Material die Phantasie der Kinder eingeschränkt würde. Nein, denn durch die Ordnung der Materialien und der Handhabung erfährt das Kind eine innere Ordnung, die ihm zur Freiheit seines schöpferischen Handelns verhilft und es zu einem freien Menschen werden läßt.
- Maria Montessori entwickelte eine Vielzahl von Materialien!
Maria Montessori entwickelte ihre Materialien aus ihrer pädagogischen Arbeit mit den Kindern heraus. Auch heute noch werden Kinder von den Materialien angezogen, deshalb sind die meisten Materialien noch genauso aktuell.Trotz aller Wichtigkeit der Materialien, betonte Maria Montessori immer wieder, daß nicht das Material, sondern das Kind im Mittelpunkt der Pädagogik stehen soll.
Das von Maria Montessori entwickelte Material umfaßt fünf Kategorien, die nachfolgend kurz zusammengefasst werden:
Am Anfang stehen für sie die Übungen des täglichen Lebens, denn das Kind erlebt täglich, daß die Menschen um sie herum für sich und andere sorgen und die Dinge in ihrer Umgebung pflegen. Dem kleinen Kind sollte schon so früh wie möglich die Gelegenheit gegeben werden, Selbständigkeit und Verantwortung für kleine Pflichten und Aufgaben zu übernehmen. Diese Übungen betreffen mehrere Bereiche. So die Sorge für die eigene Person, z. B. Händewaschen und Schüttübungen, die Sorge für die Umgebung, z. B. Gartenarbeit, die Übungen der sozialen Beziehungen, z. B. für einen Gast den Tisch decken, einen Platz anbieten, usw. Auch gehören hier die Übungen der Kontrolle der Bewegung wie z. B. die Stilleübungen dazu. All diesen Übungen ist zu eigen, daß das Kind hier schon Ausdauer, Konzentration und Bewegungskoordination lernt, denn durch die exakte Ausführung der Übung kann das Kind die Bewegungen und Sinnerfahrungen aufmerksam verbinden und koordinieren. Letztendlich erlangt gerade das kleine Kind schon hier die nötige Selbständigkeit z. B. durch wiederholte Schüttübungen, wird es fähig sein, sich selbst sein Getränk einzuschenken.
Auch das Sinnesmaterial könnte man in verschieden Bereiche einteilen, denn es ist so gestaltet, daß immer nur ein Sinn besonders angesprochen wird. Nur so kann die Wahrnehmung konzentriert und intensiv sein. Maria Montessori spricht hier von der ISOLIERUNG DER EIGENSCHAFTEN, denn dadurch kann das Kind abstrakte Eigenschaften wie z. B. Farbe, Form, Größe, Gewicht, Geruch usw. erst als wahre Eigenschaften ansehen und erkennen. Maria Montessori spricht hier von materialisierter Abstraktion, das bedeutet, daß das Material dem Kind hilft, Gegenstände in seiner Umgebung zu unterscheiden und in seinem Geist zu ordnen. Das Kind wird auf grundlegende, elementare Eigenschaften der Dinge aufmerksam gemacht, welche isoliert und greifbar angeboten werden. Durch die Einfachheit der Sinnesmaterialien kann das Kind durch Wiederholung der Übungen zur Ruhe und Konzentration kommen. Es handelt sich bei diesen Übungen aber nicht nur um isolierte Sinneseindrücke. Das Kind schafft in der Praxis unbewußte Verbindungen zu anderen Materialbereichen. Auch können die Kinder die hier erworbenen Kenntnisse auf Dinge des alltäglichen Lebens übertragen. Das Sinnesmaterial wird auch als Entwicklungsmaterial bezeichnet. Gerade heute leben Kinder in einer immer mehr von elektronischen Medien bestimmten Welt, diese wendet sich primär an den Seh- und Gehörsinn. Es droht eine Verkümmerung der übrigen Sinne, deshalb sollte der Pädagoge dem entgegenwirken und ein Lernen mit allen Sinnenfördern.
Auch beim Mathematikmaterial gelangt das Kind vom Greifen zum Begreifen. Das aktive Tun ist wichtiger als der bloße Moment der Anschauung. Das Kind ist durch die Übungen des täglichen Lebens schon indirekt auf die Mathematik vorbereitet worden, es hat gelernt ordnend zu denken, durch den wiederholten, klaren, logischen Ablauf der Übungen. Auch durch das Arbeiten mit den Sinnesmaterialien haben die Kinder anschaulich gelernt, von abstrakten zu konkreten Vorstellungen zu kommen. Die Kinder haben hier ihren mathematischen Geist durch vergleichen, messen und ordnen aufgebaut. Mit Hilfe des Mathematikmaterials werden den Kindern die Regeln und Gesetzmäßigkeiten der Mathematik anschaulich und nachvollziehbar gemacht. Die Schwierigkeiten werden begreifbar gemacht. Maria Montessori möchte mit dem Mathematikmaterial, welches der Schlüssel zum abstrakten Denken sein soll, das Kind zum präzisen Arbeiten heranführen, was zu einer positiven Persönlichkeitsentwicklung führt.
Auch findet das Sprachmaterial in der Frühpädagogik Maria Montessoris eine besondere Bedeutung. Denn gerade kleine Kinder im Alter von 3 – 6 Jahren haben einen großen Worthunger, eine Freude ihren Wortschatz zu vergrößern, da sie sich in der sensiblen Phase des Spracherwerbs befinden. Sie haben von Natur aus das Bedürfnis, das Schreiben und Lesen zu erlernen. Der Montessori-Pädagoge muß wissen, daß die Sprache eine vitale, menschliche Ausdrucksform ist, die vom Kind zunächst selbst kreiert wird. Der Erzieher soll dem Kind eine klare, ausführliche, reichhaltige und intelligente Sprache anbieten, die Gefühle ausdrückt.
Das Sprachmaterial Montessoris, welches systematisch aufgebaut ist, soll die Sprachbildung Schritt für Schritt erweitern. Im Alter zwischen 4 und 6 Jahren entdecken Kinder, daß Worte aus Klängen zusammengestellt sind, die durch geschriebene Zeichen sichtbar gemacht werden können. Sie entdecken, daß verschiedene Worte, verschiedene Funktionen haben können. Dies ist der Schlüssel, der ihnen bewußt macht, daß sie eine Muttersprache besitzen. Durch die Sprache erhalten sie den Zugang zur Welt. Sie entdecken, daß sie durch die phantastische Existenz der Sprache viel Interessantes erfahren können. Maria Montessori entwickelte letztendlich spezielles Material zur kosmischen Erziehung. Ihr Ziel war damit, eine Kultivierung von Gefühlen und die Förderung einer neuen Moral zu erreichen. Gefühle wie Bewunderung und Dankbarkeit, Staunen und Begeisterung und Liebe sollen der Natur gegenüber geweckt werden. Wichtig ist Montessori auch die Aufgabe, jenes menschliche Verstehen und jene Solidarität zu entwickeln, die heute oft fehlen. Durch die Arbeit mit dem kosmischen Material möchte Maria Montessori den Kindern den Zugang zur Welt ermöglichen. Sie sollen dies aber nicht durch Anhäufen von Einzelwissen erlangen, sondern durch ein anschauliches, greifbares Lernen. Die Kinder sollen aus diesem Verständnis heraus Verantwortung gegenüber der Natur und Kultur übernehmen können. Das Arbeiten im Garten z. B. ermöglicht den Kindern das Miteinander von Welt und Kosmos zu erfahren.
All die hier aufgeführten Materialien können dazu verhelfen, daß sich das Kind voll und ganz auf eine Arbeit konzentriert. Kinder besitzen die Fähigkeit, sich durch nichts stören zu lassen. Es entsteht eine tiefe von innen kommende Bindung an den Gegenstand. Diese konzentrierte Tätigkeit, was Maria Montessori als Polarisation der Aufmerksamkeit bezeichnet, hat eine „normalisierende“ heilende Wirkung auf das Kind. Es wird gelöster, heiterer und ausgeglichener.
Das Jahrhundert des Kindes geht zu Ende!
Maria Montessori forderte Anfang dieses Jahrhunderts bessere Bedingungen für Kinder, denn gerade im letzten Jahrzehnt des neunzehnten Jahrhunderts starben zehnmal mehr Kinder an Infektionskrankheiten als Erwachsene. Auch wurden zur damaligen Zeit die Kinder in der Schule oft gequält.
Sind die Lebensumstände für Kinder wirklich besser geworden?
Zum einen schon: In materieller Sicht geht es den meisten Kindern gut. Die Kinderzimmer quellen mit Spielzeug über, die Kinder haben gute Bildungschancen, die medizinische Versorgung ist gegeben und letztendlich erfüllen die Erwachsenen den Kindern „fast“ alle Wünsche; vielleicht auch aus einem schlechten Gewissen heraus, da der schnellebige und hektische Alltag ihnen oft wenig Möglichkeiten gibt, sich bewußt Zeit für die Kinder zu nehmen.
Maria Montessori fordert in ihrem Buch „Kinder sind anders“ Aufgaben, die Eltern (alle Pädagogen) erfüllen müssen.
„Die Eltern sind die Wächter des Kindes, aber nicht seine Bauherren. Sie müssen es pflegen und beschützen im tiefsten Sinne dieser Worte, gleich einem, der eine heilige Aufgabe übernimmt, die über die Anliegen und Begriffe des äußeren Lebens hinausreicht. Die Eltern sind übernatürliche Wächter wie Schutzengel, von denen die Religion spricht, und sie unterstehen ausschließlich und unmittelbar dem Gebot des Himmels, sind stärker als alle menschliche Autorität und mit dem Kind durch Bande vereint, die unauslöschlich sind, mögen sie auch unsichtbar sein. Zu solcher Aufgabe müssen die Eltern die Liebe, die von der Natur ihnen in die Seele gelegt wurde, läutern, und sie müssen verstehen, daß diese Liebe der bewußte Teil eines noch tieferen Gefühls ist, das nicht durch Egoismus oder Trägheit des Herzens verdorben werden darf. Die Eltern müssen mit Offenheit und Bereitschaft dem brennendsten Sozialproblem begegnen: dem Kampf um die Anerkennung der Rechte des Kindes.“
Mit diesen Worten Maria Montessoris sind wir am Ende dieser Arbeit angelangt. Wir hoffen, Ihnen damit einen Einblick in die pädagogischen Gedanken und Ideen Maria Montessoris gegeben zu haben. Vielleicht können wir damit ein Interesse wecken, sich noch tiefer in diese Pädagogik einzulassen und vielleicht einen Weg aufzeigen, wie wir Erwachsene unseren Kindern mit Verständnis im neuen Jahrtausend begegnen können.
Konzept der Kinderkrippe in Niederseteinbach
Wesentlich ist, dass das Kind möglichst viele Dinge selbst entdeckt. Wenn wir ihm bei der Lösung aller Aufgaben behilflich sind, berauben wir es gerade dessen, was für seine geistige Entwicklung das Wichtigste ist.
Unsere Grundhaltung ist geprägt von Respekt, Empathie, Werteorientierung, Beziehungsfähigkeit, Reflexionsfähigkeit, Neugierde und letztendlich Selbstverantwortung.
„Kinder sind keine Fässer die gefüllt, sondern Feuer die entfacht werden wollen.„
Räumlichkeiten
Die Räumlichkeiten befinden sich im Erdgeschoss eines Wohnhauses. Uns stehen ein großer Gruppenraum, ein kleiner Intensivraum, ein Ruhe/Schlafraum , eine kleine Küche und ein Bad zur Verfügung. Außerdem können wir den Garten und eine große Terrasse nutzen.
Eingewöhnung
Die Eingewöhnung ist das Fundament einer gelungenen Krippenzeit. Die Eingewöhnung der Kinder orientiert sich am „Berliner Modell“ und ist in 5 Phasen aufgeteilt. Die Dauer der Eingewöhnungszeit kann jedoch individuell verschieden sein.
Beziehungsvolle Pflege
Die Berührung ist die 1. Begegnung mit dem wir in der Pfege mit einem Kind in Kontakt treten. Geprägt von Achtung und Respekt spricht Emmi Pikler hier von den „Pflegenden Händen“
Selbständiges Essen
Der Mensch ist von Geburt an auf Selbständigkeit und Selbstwirksamkeit aus. Wie können wir Kinder im Alltag begleiten, damit es gelingen kann. Emmi Pikler spricht hier von der „ungeteilten Aufmerksamkeit“
Freie Bewegungsentwicklung
Bewegung ist der Grundstein für die körperliche und geistige Entwicklung eines jeden Kindes. Im eigenen Tun und Handeln erlebt das Kind seine Selbstwirksamkeit. Das Kind soll sich in seinem eigenen Entwicklungstempo erleben und entfalten.
Spiel/ Lernentwicklung bei Kleinkindern
Im freien Spiel kann das Kind aktiv und nach seinen Vorstellungen tätig sein. Es lernt so, die Welt begreifen. Die eigene Aktivität steht im Vordergrund und nicht die dabei entstandenen Ergebnisse. Selbständiges Lernen von Geburt an. Wir können den Kindern eine vorbereitete Umgebung bieten, so, dass sie an ihren eigenen Interessen und Fähigkeiten lernen und sich weiter entwickeln können. Wir sind Begleiter der Kinder. Wir müssen ihnen nichts Lernen – das tun sie mit Lust, Freude und Begeisterung von ganz alleine.
Teamarbeit
Das Team ist das Herzstück einer Einrichtung. Deshalb ist es wichtig an einen gemeinsamen pädagogischen roten Faden zu arbeiten, der allen Beteiligten Sicherheit und Halt gibt.
Wie sieht die Zusammenarbeit mit den Eltern aus?
Uns ist eine vertrauensvolle, wertschätzenden und respektvolle Beziehung zu den Eltern wichtig. Wir wollen Offenheit und Transparenz in unserer pädagogischen Arbeit, indem wir den Eltern einen Einblick in unseren pädagogischen Alltag ermöglichen. Uns ist es besonders wichtig, immer für die Anliegen, Bedürfnisse und Sorgen der Eltern ein „offenes“ Ohr zu haben. Dies kann spontan in Tür und Angelgesprächen oder in regelmäßigen Entwicklungsgesprächen stattfinden. Um ein Bindeglied zwischen den beiden räumlich getrennten Gruppen zu schaffen, ist die Mitarbeit im gemeinsamen Elternbeirat eine gute Möglichkeit.